Das Recht der Bäume – Recht der Natur
In einem Radiobericht habe ich von der Veröffentlichung eines Musikstückes gehört, bei dem Tier- und andere Urwaldgeräusche einbezogen sind und Urheberrechte bekommen sollen. Das hat mich neugierig gemacht. In meiner Recherche bin ich auf erstaunliche Entwicklungen über die Anerkennung der Rechte von Bäumen und ganzen Ökosystemen gestoßen. Ein Beispiel dafür ist der Nebelwald Los Cedros in Ecuador, der in einem spektakulären Gerichtsurteil frei von Bergbau erklärt wurde.
Auch in Deutschland gibt es Bewegungen hin zur Anerkennung der Natur als Rechtsperson!
Worte und Sätze in rot sind mit weiterführenden Links unterlegt.
Ecuador hat 2008 die Rechte der Natur in seiner Verfassung festgeschrieben. Doch leider haben sich bisher wirtschaftliche Interessen meist über die Rechte der Natur gestellt.
Am 12. Dezember 2021 hat das Verfassungsgericht des südamerikanischen Landes ein spektakuläres Urteil gefällt. Der geschützte Bergregenwald von Los Cedros wurde für frei von Bergbau erklärt!
„Das Ökosystem Los Cedros ist Träger des Rechts auf die Existenz von Tier- und Pflanzenarten sowie auf die Aufrechterhaltung ihrer Zyklen, ihrer Struktur, ihrer Funktionen und ihres Evolutionsprozesses„, (abgerufen am 9.12. 2024) so das Gericht in seinem Urteil.
Eine Analyse zum Urteil über Los Cedros schreibt Viviana Morales Naranjo in ihrem Blog Netzwerk Rechte der Natur (abgerufen am 8.12.24)
Die Musiker Cosmos Sheldrake und der Schriftsteller Robert Macfarlane haben im Oktober 24 die Single Song of the Cedars Los Cedros Cloud Forest herausgebracht. Sie haben Tierstimmen und Waldgeräusche in dem Hochnebelwald aufgenommen und setzen sich gemeinsam mit Anderen dafür ein, dass der Klang des Waldes Urheberrechte bekommt.
Der Song der Zedern: Ein Urwald soll Urheberrecht bekommen
Mit Recht der Natur wird die Natur selbst als juristische Person mit subjektiven Rechten umschrieben. Dadurch kommen wir in die Verantwortung gegenüber der Natur – wir besitzen sie nicht. Wir sind nicht „die Krone der Schöpfung“ – unser Überleben hängt davon ab, dass die Natur existieren, sich erhalten, regenerieren und entfalten kann – als das Recht der Natur. Eine dringende Standpunkt- und Bewusstseinsveränderung hinsichtlich unseres Umgangs mit Ressourcen, mit dem Klimawandel, dem Artensterben und der Abholzung der Wälder und unseren Körpern wird notwendig. Als Teil der Natur sind wir Teil eines universellen Netzwerkes.
Genau um diese Veränderung der Eigenwahrnehmung geht es in dieser Dokumentation:
Vom Diskurs der Rechte der Natur – Another Earth, another Globe, invoked by another People
Sie ist interessant gestaltet, mit sehr viel wissenschaftlichen und fachlichen Beiträgen, und mit Blick auf die Fortschritte vom Recht der Natur auch bei uns. Vielen Dank an Karin Eberhardt für diesen Hinweis. Sie folgt mir auf Instagram.
Hier findet Ihr einen interessanten Wikipedia Eintrag (abgerufen am 9.12.24) zu diesem Thema. Mit Beispielen aus Südamerika und Neuseeland, wo vor allem auf Betreiben der indigenen Bevölkerung ganze Ökosysteme mit Tieren und Pflanzen, Quellgebiete, Gebirge und Flüsse als Rechte der Natur in die Gesetzgebung aufgenommen wurden.
Auch Beispiele aus Deutschland und Europa werden beschrieben.
Die Uni Kassel hat in einem Projekt die „Natur als Rechtsperson“ (abgerufen am 10.12.24) untersucht. Dabei geht es um die Feststellung, wie Natur im Recht repräsentiert und in gerichtlichen Verfahren vertreten werden kann. Dieser Trend zum Aufkommen von Rechten der Natur scheint in vielen Rechtsordnungen feststellbar und global zu sein.
Die Rechte der Natur sind am entschiedensten in der Gesetzgebung von Ecuador verankert und können dort von jeder beliebigen Person gerichtlich oder außergerichtlich eingefordert werden. Das Projekt der Uni Kassel untersucht die Übertragbarkeit dieses Systems auf andere Rechtssysteme und dessen mögliche Auswirkungen.
Weitere Links:
https://www.furche.at/wirtschaft/haben-baeume-rechte-und-pflichten-5489913