Mit Barbara Moravec, Certified Movement Analyst (CMA).
In meinem Umfeld stelle ich ein verstärktes Interesse an Körperarbeit und somatischen Methoden fest. Das motiviert mich, die Bartenieff Fundamentals durch Einzelstunden mit Barbara Moravec, Certified Movement Analyst (CMA), näher kennen zu lernen. Als erste wissenschaftlich fundierte Körperarbeitsmethode, deren Ursprung und Entwicklung in der Zeit der beiden Weltkriege liegt, passt sie zu meinem Thema, das von der Veränderung von Tanz in Zeiten des Umbruchs handelt.
Die Bartenieff Fundamentals wirken durch intensive Selbstbeobachtung und Eigenwahrnehmung während den Übungen. Sie sind eine Übungsserie und Beobachtungsweise, die die interne Körperarchitektur mit der äußeren Raumarchitektur in Beziehung bringt.
Die von Irmgard Bartenieff entwickelte Methode der Körperarbeit gründet, neben neurophysiologischen Grundlagen und der Entwicklungsmotorik des Kindes, auf den Theorien und Erkenntnissen von Rudolf von Laban. Der, anfangs inspiriert durch die Lebensreform Bewegung, in den 1920-er Jahren von seinen eigenen tänzerischen Explorationen ausgeht. Er bezieht sich auf „natürliche“ Bewegung, die durch Gefühl und Vision geprägt ist. Seine Beobachtungen münden in der berühmten „Labannotation“ und der „Laban Bewegungsanalyse“, Systeme, mit denen sich Bewegung analysieren und notieren lassen. Irmgard Bartenieff forscht gemeinsam mit Laban und legt ihren Schwerpunkt auf die therapeutische Arbeit. Als Pionierin in diesem Feld wird sie zur Begründerin der Tanztherapie, während Laban als „Vater des modernen Tanzes“ v.a. des Ausdruckstanzes gilt.
Beide Systeme wirken bis heute grundlegend in der tanzpädagogischen, tanzkünstlerischen und (tanz)therapeutischen Arbeit.
Barbara Moravec, CMA, BeWegungsWerkstatt in Freier Praxis, barbara.move@gmx.net, 0160 6505038, 06332 4859091
Seit 2014 stehen die Laban/Bartenieff Bewegungsstudien, vertreten durch EUROLAB e.V., im Verzeichnis der deutschen UNESCO-Kommission und seit 2022 ist die Praxis des Modernen Tanz in Deutschland in das weltweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Buchempfehlung: Bewegtes Wissen. Laban/Bartenieff-Bewegungsstudien verstehen und erleben, Antja Kennedy (Hrsg.) ISBN 978-3-8325-2263-6
Detailliertere Informationen über Irmagard Bartenieff (1900 – 1981), ihren Werdegang und ihre Arbeit findest Du hier.
Geboren als Irmgard Dombois in Berlin, studiert sie Biologie und Psychologie sowie Philosophie und Deutsch.
Um 1922 kommt sie nach ihrem Umzug nach München in Kontakt mit der Arbeit von Rudolf von Laban, studiert an einer Labanschule (Würzburg und Berlin) und erhält ein Labandiplom in „Laien-Tanz“ und Notation.
1927 tanzt sie in einem Bewegungschor von Laban.
Irmgard heiratet den Tänzer Michail Bartenieff und nimmt seinen Namen an.
1929-33 lebt sie in Berlin, gründet eine Tanzgruppe unterrichtet modernen Tanz und Kinetographie Laban.
Nachdem ihre Schule geschlossen und ihr Ensemble von den Nationalsozialisten verboten wird, übersetzt sie die Feuillet Notation „Choreographie ou L’Art de Décrive la Danse“ in die Kinetographie Laban.
1936 emigrieren die Bartenieffs nach Amerika, dort hält Irmgard Vorträge über die Labannotation und führt sie in den führenden Tanzschulen und Universitäten in New York ein. Sie steht mit Laban in Briefkontakt, um ihn über die Ausbreitung seiner Arbeit in den USA zu informieren.
Sie beginnt eine Massageausbildung und schließt als Physiotherapeutin an der New York University ab. Fortan arbeitet sie als Hauptkrankengymnastin an verschiedenen Krankenhäusern.
Zwischen 1944 – 51 entwickelt sie den Ansatz der „Bartenieff Fundamentals“, um ihre Patienten*innen mehr und aktiver an ihrer eigenen Behandlung teilnehmen zu lassen. Sie baut die Laban-Kategorien Raum und Antrieb in ihre Körperarbeit ein, und erkennt, wie sehr diese zu mehr Lebendigkeit und Ausdruck führen.
Neben ihrer Vollzeitstelle am Krankenhaus entwickelt sie therapeutische und andere Freizeitaktivitäten für behinderte Kinder, macht u.a. Entwicklungsstudien an Säuglingen und wendet ihre Methoden v.a. bei Kinderlähmung an und setzt zur Dokumentation die Labannotation ein.
1950-54 verbringt sie ihre Sommer in England, um mit Laban zu studieren, lernt in Deutschland Bindegewebsmassage und arbeitet in New York erfolgreich mit ihren „unkonventionellen Behandlungsmethoden“.
1955-67 unterrichtet Irmgard Bartenieff Effort/Shape für Tänzer und Tanztherapeuten in New York.
Sie ist tanztherapeutische Forschungsassistentin bei Dr. Israel Zwerling in der Tagesklinik der Psychiatrieabteilung des Albert Einstein Medical College, dann am staatlichen Krankenhaus der Bronx.
Sie verwendet Laban-Begriffe zur Beobachtung und Dokumentation der Patientenentwicklung. Durch diese Pionierarbeit wird sie zur Begründerin der Tanztherapie.
1965 führt sie das erste „Effort/Shape Programm“ beim Dance Notation Bureau NY ein und ist 1978 Gründungsmitglied des „Laban Institute of Movement Studies“ NYC.
Ihr einziges Buch „Body Movement – Copying with the environment“ wird 1981 veröffentlich. Davor erschienen viele Veröffentlichungen in amerikanischen Fachmagazinen.
Zusammengefasst aus der Stichpunktbiografie von Antja Kennedy aus
Bewegtes Wissen. Laban/Bartenieff-Bewegungsstudien verstehen und erleben Antja Kennedy (Hrsg.) ISBN 978-3-8325-2263-6 ergänzt mit Links und Hinweisen durch Seraina Stoffel
Detailliertere Informationen über Rudolf von Laban (1879 – 1958), seinen Werdegang und seine Arbeit findest Du hier.
Mit seiner grundlegenden Untersuchung und Exploration der menschlichen Bewegung, ihrer Analyse und Verschriftlichung schuf Rudolf von Laban das Fundament des Modernen Tanzes. In seinem theoretischen Werk entwickelte er Konzepte der Tanzpädagogik, der Bewegungsanalyse und der Choreografie.
Die Kinetographie Laban / Labanotation wurde als Teil des modernen Ausdruckstanzes entwickelt und ist heute eine international verbreitete
Tanz- und Bewegungsschrift. Daraus entwickelte sich die vielgenutzte Motivschrift als Kurzform.
Die Laban Bewegungsanalyse findet auch in therapeutischen Verfahren wie der Tanztherapie, Psychotherapie oder Physiotherapie Anwendung.
Laban entwickelt die Konzepte Eukinetik und Choreutik, mit denen er sich auf die dynamische und räumliche Dimension einer Bewegung bezieht.
In der komplexen Raumharmonielehre verbindet er die Bewegung im Raum mit den Kategorien Effort/Antrieb und Shape/Form .
Rudolf von Laban wird zum international bekannten Lehrer und Choreographen. Mit der „Tanzbühne Laban“ zeigt er seine Stücke europaweit. Er prägt den Begriff „Bewegungschor“. 1930 wird er Direktor der Deutschen Tanzbühne in Berlin. Unter den Nationalsozialisten emigriert er nach England.
In England arbeitet er anfangs als Industrieberater und nutzt seine Antriebslehre um die Bewegungsabläufe der Arbeiter*innen zu ökonomisieren. Gelegentlich unterrichtet er, forscht und schreibt weiter und hält Vorträge.
1946 wird die „Laban Art of Movement Guild“ gegründet, Laban wird Direktor und unterrichtet am neu gegründeten „The Art of Movement Studio“.
„The Laban Art of Movement Center“ wird als Forschungsinstitut gegründet, mit Laban als Direktor.
Am 1. Juli 1958 stirbt Rudolf von Laban mit 78 Jahren in Surrey, England
Mehrere seiner Theorien werden unter Mitarbeit seiner Weggefährt*innen als Bücher veröffentlicht, einige zusammengetragen und ergänzt nach seinem Tod.
Quellen: Aus Stichpunktbiografie von Antja Kennedy aus Bewegtes Wissen. Laban/Bartenieff-Bewegungsstudien verstehen und erleben Antja Kennedy (Hrsg.) ISBN 978-3-8325-2263-6 und ergänzt mit verschiedenen Links durch Seraina Stoffel